Group photo of participants during the onsite visit in Copenhagen, Denmark.

Vor-Ort-Veranstaltung Kopenhagen, Dänemark

Participants during a break at the onsite visit in Copenhagen Denmark.

Einführung

Der zweite Vor-Ort-Projektbesuch fand in Kopenhagen, Dänemark, von 21. Mai bis 23. Juni 2023 statt. Der Besuch konzentrierte sich auf die vorbildliche Praxis der dänischen Gesundheitsbehörden "Kommunikationsinitiativen einschließlich Erinnerungsprogrammen zur Unterstützung von Impfungen bei Kindern", die verschiedene Initiativen zur Erhöhung der Durchimpfungsrate und zur Stärkung der Belastbarkeit des Programms umfassen, darunter Erinnerungsprogramme, Kommunikationskampagnen und Gesundheitsberater als Impfbotschafter. Die Praxis zielt auf Eltern von Kindern im Alter zwischen 3 Monaten und 12 Jahren ab und umfasst Impfungen gegen Diphterie, Tetanus, Pertussos, Hi-Bakterien, Polio (DiTeKiPol-Hib) und Pneumokokken-Erkrankung sowie den Human-Papilloma-Virus (HPV), Masern, Mumps und Röteln (MMR).

Die dänische Gesundheitsbehörde (Sundhedsstyrelsen) hieß 28 Teilnehmer aus 16 verschiedenen EU-Mitgliedstaaten in Kopenhagen willkommen. Zu den Teilnehmern zählten Vertreter von nationalen Einrichtungen, Gesundheitsministerien und nationalen Impfgremien. Mit dem Besuch wurden folgende Ziele verfolgt:

  • Einblicke in das dänische Kinder-Impfprogramm zu gewinnen und aus den Erfolgen zu lernen
  • gegenseitiges Lernen durch Wissens- und Erfahrungsaustausch zu fördern
  • Ideen darüber zu erarbeiten, wie medizinische Fachkräfte aus anderen Mitgliedstaaten die Praxis in ihrem eigenen Land umsetzen können

Im Rahmen des Besuchs wurde der dänischen Gesundheitsbehörde von der European Health and Digital Executive Agency (HaDEA) ein Zertifikat über herausragende Praxis ausgestellt.

Kommunikationsinitiativen einschließlich Erinnerungsprogrammen zur Unterstützung von Impfungen bei Kindern

Ziel

In Dänemark gibt es keine verpflichtenden Impfungen, aber die Durchimpfungsrate ist für die meisten Impfungen hoch. Am höchsten - höher als die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist mit 97% die Durchimpfungsrate bei DiTeKiPol-Hib (97%). Auch MMR weist eine hohe Durchimpfungsrate auf (94%), während diese bei HPV etwas geringer ist (87% bei der HPV-Erstimpfung), dennoch aber über der durchschnittlichen EU-Durchimpfungsrate (77%) liegt. Erwähnenswert ist die HPV-Impfrate bei Jungen. Diese Impfung wurde erst 2019 zu einem festen Bestandteil des Kinder-Impfprogramms, ist nun aber fast ebenso hoch wie die Rate bei Mädchen.

Nachdem die HPV-Impfrate mehrere Jahre lang gering war, konnte durch intensive Maßnahmen eine Verbesserung der HPV-Impfrate bei Mädchen erreicht werden. Das dänische Kinder-Impfprogramm zielt auf die Verringerung der physischen und administrativen Hürden bei Impfungen in Dänemark ab. Erzielt werden soll dies durch Kampagnen, Erinnerungs-/Mahnungshilfen und Impfbotschafter.

Beteiligte Akteure und Umsetzung

Impfprogramme spielen eine wesentliche Rolle bei der Förderung der öffentlichen Gesundheit in Dänemark. Das dänische Kinder-Impfprogramm baut auf verschiedene organisatorische Rahmenprogramme auf. So hat etwa die dänische Gesundheitsbehörde (Sundhedsstyrelsen) die Gesamtverantwortung für das dänische Kinder-Impfprogramm und gibt an das dänische Innen- und Gesundheitsministerium Empfehlungen dahingehend ab, welche Impfungen in das Programm einbezogen werden sollten. Das Statens Serum Institute ist für die Überwachung des Programms und für durch Impfungen vermeidbare Erkrankungen allgemein zuständig. Die dänische Arzneimittelbehörde ist in Zusammenarbeit mit der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für die Zulassung der verwendeten Impfstoffe sowie für die Überwachung unerwünschter Nebenwirkungen und der Impfsicherheit verantwortlich. Bei der Aufnahme neuer Impfungen in das Kinder-Impfprogramm berät sich die dänische Gesundheitsbehörde mit seinem Impfrat. Wenn die dänische Gesundheitsbehörde zu der Erkenntnis kommt, dass eine Impfung in das Programm aufgenommen werden sollte, gibt die Behörde eine Empfehlung an das dänische Innen- und Gesundheitsministerium ab, die über die letztinstanzliche Entscheidung verfügen. Das Statens Serum Institut ist für die Beschaffung der im Rahmen des Programms verwendeten Impfstoffe zuständig. Der Impfrat leistet mit professioneller Beratung und Erfahrung über Impfungen einen Beitrag.

Zur Stärkung des dänischen Kinder-Impfprogramms hat die dänische Gesundheitsbehörde eine Initiative gestartet, um Gesundheitsfachkräfte (Hauspflegefachkräfte) in die Rolle des Impfbotschafters einzuweisen. Die Hauspflegefachkräfte spielen eine wesentliche Rolle als Berater/innen und Vermittler/innen in Bezug auf die Kindergesundheit. Die Initiative bietet Schulungen und erweitert die Kommunikationskompetenz der Botschafter, wodurch der Dialog über Impfungen mit den Eltern erleichtert wird.

Ressourcen

Die Impfungen im Rahmen des dänischen Kinder-Impfprogramms sind leicht zugänglich und kostenlos. Bei einigen Gruppen (Risikogruppen) werden gewisse Impfungen erstattet. Frauen können kostenfrei gegen Röteln geimpft werden, wenn sie noch nicht geimpft wurden, und alle Erwachsene können gegen Masern geimpft werden, wenn sie noch keine Immunität durch eine Infektion oder Impfung erlangt haben.

In der Saison 2023/24 können sich Kinder zwischen 2 und 6 Jahren kostenlos gegen Grippe impfen lassen.

Ergebnisse

Anhand eines Impfregisters (DDV) wird der Impfstatus jedes Bürgers mit zugehörigen Impfdetails aufgezeichnet. Dieses Impfregister, das auch Daten zu Geschlecht, Altersgruppen und geografischer Region umfasst, dient zudem dazu, die Impftreue und -effizienz zu verfolgen. Das Aufzeichnungs- und Kontrollsystem umfasst nur jene Impfungen, die empfohlen werden oder Teil der nationalen Impfprogramme sind. Die Registrierung aller Impfungen im dänischen Impfregister (DDV) ist verpflichtend.

14 Tage vor dem empfohlenen Termin werden Impferinnerungsschreiben an die Eltern versendet. In der Regel werden die Impfungen vom Hausarzt der Familie und in Kombination mit Routine-Untersuchungen verabreicht. Findet keine Impfung statt, wird 30 Tage nach dem für das Kind empfohlenen Impftermin eine Erinnerungsschreiben versendet. Die dänische Gesundheitsbehörde empfiehlt die Impfung von Kindern innerhalb des angegebenen Impfzeitraums. Dadurch ist gewährleistet, dass jede Impfung größtmöglichen Schutz für das Kind bietet.

2017 wurde gemeinsam von der dänischen Gesundheitsbehörde, der dänischen Gesellschaft für Krebs und dem dänischen Medizinverband die Informationskampagne „Stop HPV“ gestartet. Mit dieser Initiative sollten nuancierte, evidenzbasierte Informationen über die HPV-Impfung zur Verfügung gestellt werden, mit dem Ziel, die Impfrate nach rückläufigen Zahlen wieder zu erhöhen. 2019 wurde die Kampagne auf Jungen ausgeweitet, d. h., Jungen konnten wie Mädchen kostenfrei die HPV-Impfung erhalten, wenn sie im zweiten Halbjahr 2007 oder später geboren wurden. Ende 2021 wurde die Kampagne nach der erfolgreichen Erreichung der HPV-Durchimpfungsrate abgeschlossen.

Impfbotschafter spielten eine wesentliche Rolle, indem sie mit den lokalen Gemeinschaften/Gemeinden in Kontakt traten, um im Dialog auf Bedenken einzugehen. Zudem treffen sich Gesundheitsfachkräfte regelmäßig mit Familien und Kindern in deren Bezirken, um eine solide Vertrauensbasis zu schaffen. Sie arbeiten mit schwangeren Frauen zusammen und sind mit Neugeborenen während des ersten Lebensjahres mehrmals zu Hause in Kontakt. Anschließend sehen sie die Kinder neuerlich im Kindergarten und in der Schule. Gesundheitsfachkräfte können in einem vertrauensvollen Rahmen auf Sorgen und Bedenken eingehen und sind perfekt dafür aufgestellt, das Thema Impfung zur Sprache zu bringen. Rund 200 Gesundheitsfachkräfte wurden von 2019 bis 2022 von Experten der dänischen Gesundheitsbehörde als Impfbotschafter geschult. Sie haben im Rahmen einer Ganztagsschulung Details über das Kinder-Impfprogramm sowie über Krankheiten und Impfungen, das dänische Impfregister sowie angemessene Kommunikationswege zum Thema Impfung erfahren. Die dänische Gesundheitsbehörde hat die Impfbotschafter mit Informationsmaterialien wie Handbücher zu Impfungen, Anschauungsmaterial, Animationsfilme und Poster ausgestattet.

Die dänische Gesundheitsbehörde hat in Bezug auf den Zugang zu Impfungen – sowohl in geografischer Hinsicht als auch digital – Fortschritte erzielt. Für empfindliche und schwer erreichbare Gruppen wurden verschiedene Initiativen geschaffen, beispielsweise die Verabreichung von Impfungen in Obdachlosenheimen oder die Begleitung von Personen zu Impfzentren durch Gesundheitsdienstleister. Für Menschen mit mobiler Einschränkung werden auch Impfungen zu Hause angeboten. Zur Überwindung von Sprachbarrieren wurde das Programm in mehrere Sprachen übersetzt (Englisch, Arabisch, Farsi, Polnisch und Somalisch).

Ergebnisse des Besuchs

Die Teilnehmer nahmen an fünf Workshops teil, die Überlegungen zu den präsentierten Impfpraktiken und deren Beurteilung erleichtern sollten. Im Rahmen dieser Workshops wurde die Nutzung von Erinnerungs-/Mahnungshilfen und Gesundheitsfachkräften als Impfbotschafter näher beleuchtet, und mithilfe eines „Impact Canvas“ wurden die Teilnehmer in der Beurteilung einer eventuellen Übertragung der Praxis auf ihr eigenes lokales Gesundheitssystem und ihre Infrastruktur angeleitet.

Die Teilnehmer ermittelten diverse Stärken des Programms, etwa das digitale nationale Impfregister, Erinnerungs-/Mahnungshilfen sowie die aktive Rolle der National Immunisation Technical Advisory Groups (NITAG). Die Nutzung von Gesundheitsfachkräften als Impfbotschafter sollte zur Steigerung des Vertrauens unter den schwer erreichbaren Gruppen dienen. Die persönliche Beziehung zwischen der Gesundheitsfachkraft und dem Patienten schafft Vertrauen in das Gesundheitssystem und wirkt sich positiv auf die nationale Durchimpfungsrate aus. Ein Vorteil der Initiative ist zudem die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholdern. So werden private Akteure wie auch NRO mobilisiert, um das Gesundheitssystem zu unterstützen. Das persönliche Engagement erleichtert eine positive Einstellung in Bezug auf eine Impfung, aber auch ein größeres Wissen über Krankheiten. In dieser Hinsicht können Impfbotschafter als Vorbilder dienen, um die Impfskepsis zu verringern.

Teil des „Impact Canvas“ war auch die Ermittlung verschiedener wesentlicher Aspekte des dänischen Kinder-Impfprogramms, die an andere Mitgliedstaaten angepasst und auf diese übertragen werden könnten. Diese umfassen:

  • Nationales Register: ein einfaches Register, das Informationen über den Impfstatus jedes Einwohners enthält, wodurch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und die Verfolgung der Durchimpfungsraten möglich ist.
  • Elektronische Erinnerungsschreiben: automatischer Versand von Erinnerungsschreiben spart Verwaltungsaufwand.
  • Behördenübregreifende Zusammenarbeit: Experten aus verschiedenen Einrichtungen und Institution sorgen für einen erweiterten Handlungsspielraum der Regierung.
  • Schulung von Pflegepersonal und Hebammen als Impfbotschafter/innen unter Nutzung der bestehenden Pflegestrukturen im familiären Rahmen.

Die Teilnehmer sammelten Ideen zu möglichen Änderungen, darunter:

  • Modernisierung: neue Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologie wie etwa künstliche Intelligenz (KI) können genutzt werden, um das nationale Register vor Cyberangriffen zu schützen.
  • Erweiterung der Funktionen: Das Gesundheitsministerium könnte das nationale Impfregister mit anderen Dienstleistungen verbinden (Überwachung des Gesundheitsstatus von Kindern, Kombination des Registers mit Verteilungssystemen).

Die Besucher konnten neue Einblicke in die Praxis gewinnen und erklärten sich bereit, mit Erfahrungsberichten, Kampagnen, Maßnahmen und strategischer Planung das Wissen und die gewonnenen Erfahrungen an ihre Kollegen und Einrichtungen weiterzugeben und einen Vorschlag für ein Pilotprojekt im Rahmen des Projekts „Überwindung von Impfhindernissen“ vorzulegen.

Mehr über das dänische Kinder-Impfprogramm erfahren Sie unter:

Websites:

Relevante Quellen

Relevante Quellen
Hier finden Sie relevante Ressourcen auf nationaler Ebene sowie auf EU-Ebene, die im Rahmen des Projekts „Impfhindernisse überwinden“ verwendet werden.